Ein Wochenende mit Freunden zelten, viele tolle Bands hören und gemeinsam tanzen. Festivals machen einfach Spaß! Bekannt sind sie aber auch für ziemlich große Müllberge und viele bewusst lebende Menschen fragen sich, wie es eigentlich mit Nachhaltigkeit auf Festivals aussieht? Ich war schon auf einigen Festivals und gebe euch gerne Tipps, wie ihr möglichst umweltschonend unterwegs sein könnt.
Wie nachhaltig sind Festivals an sich?
Ganz pauschal dazu eine Aussage zu treffen ist schwierig. Es gibt definitiv ein paar Mankos wie das eben erwähnte Müllproblem. Festivals finden an vielen verschiedenen Orten statt, manchmal auf (alten) Flugplätzen oder Rennstrecken, manchmal einfach mitten auf einer Wiese oder einem Feld. Die Orte, an denen es schon eine Infrastruktur für Großveranstaltungen gibt, sind hier definitiv im Vorteil. Bei Festivals in der Pampa braucht es meist viele Generatoren für den Strom und auch die Wasserversorgung muss extra angelegt werden. Für die Zeit der Veranstaltung gibt es auch deutlich mehr Lärm und Licht, was Tiere erschrecken kann.
Auf so gut wie allen bekannten Festivals werden für die Getränke Mehrwegbecher benutzt, bei Speisen wird eher noch auf Einwegverpackungen zurückgegriffen. Eine Mülltrennung habe ich bisher noch nie gesehen, die Veranstalter scheinen froh zu sein, wenn die Menschen den Müll überhaupt in Säcke packen. Hier können also sowohl der Veranstalter als auch die Gästen einiges verbessern.
Was brauche ich alles auf einem Festival?
Welche Dinge brauche ich für mehr Nachhaltigkeit auf Festivals? Ich habe euch hier eine Packliste erstellt, die ihr hier als Freebie herunterladen könnt:
Die Anreise
Bei einigen Festivals (z.B. Rock am Ring, Open Flair..) kann man prima mit dem Zug anreisen. Hier muss man dann natürlich sehr minimalistisch packen, wir haben das aber auch schon ein paar Mal gemacht und können es empfehlen! Wer ein Auto für die Anreise braucht, kann die CO2 Bilanz sowie die Spritkosten verkleinern, indem weitere Festivalbesucher*innen mitgenommen werden. Wer nicht sowieso noch 2-3 Freund*innen mitnimmt, kann auch bei z.B. BlaBlaCar eine Mitfahrgelegenheit anbieten oder suchen. Manchmal gibt es auch vom Festivalveranstalter eine Mitfahrbörse.
Einige Menschen reisen auch gern in ihren Campervans und Wohnmobilen an. Das hat natürlich einige Vorteile, denn man hat meist eine eigene Stromversorgung sowie eine Kühlbox/ einen Kühlschrank integriert. Super wäre es, wenn auch hier mehr Menschen auf Solarpaneele auf dem Wohnmobildach setzen würden, statt auf einen dauerhaft laufenden Diesel- Generator.
Essen und Trinken
Auf vielen Festivals herrscht ein striktes Glasverbot. Wegen der Verletzungsgefahr ist das schon sinnvoll, macht aber einiges komplizierter. So kann man z.B. keine Mehrwegglasflaschen für Getränke mitnehmen, sondern muss auf Mehrwegplastik umsteigen. Bei Bier bleiben einem meist nur die Dosen. Hier kann man sich aber mit mehreren Menschen ein kleines Fass teilen, was insgesamt weniger Müll verursacht. Die Vorschriften sind für das Festivalgelände meist deutlich strenger als für das Campinggelände. Auf letzterem darf man sich natürlich selbst versorgen mit allen Lebensmitteln und Getränken (ohne Glas), auf das Veranstaltungsgelände darf man meist kein Essen oder Trinken mitnehmen. Manchmal darfst du je nach Festival auch eine faltbare Trinkflasche für Wasser oder ähnliches mit aufs Gelände bringen.
Ganz um Verpackungen kommt man auf einem Festival nicht herum. Ich persönlich kann damit gut leben, da es ja wirklich nur wenige Tage im Jahr sind und man sich auch nicht alles verbieten kann. Daher nutzen wir gerne das wachsende Angebot an veganen Speisen auf dem Veranstaltungsgelände und greifen auf dem Campinggelände auch mal auf eine Dosensuppe zurück. Ein bisschen Müll sparen kann man auch hier, indem man sich im Vorfeld Lebensmittel aus Gläsern in Plastikdosen umfüllt. Das haben wir schon öfter mit Pesto oder Aufstrichen gemacht. Für mehr Nachhaltigkeit auf Festivals bevorzugen wir Speisen, die nur minimale Verpackungen brauchen wie Burger, Wraps und Pommes in Papiertütchen oder auch mal gebratene Nudeln in der Pappschale.
Getränke sind wie schon erwähnt auf dem Veranstaltungsgelände fast immer in Mehrwegbechern. Strohhalme habe ich jetzt auch schon einige Jahre gar nicht mehr gesehen. Eigentlich gibt es auch immer kostenlose Wasserstellen, bei denen man sich Trinkwasser in seine leeren Becher füllen kann.
Lebensmittel, die du gut mitnehmen kannst, auch wenn du keine Kühlmöglichkeit hast
- Nudeln und Pesto
- Müsli & Hafermilch(pulver)
- Brot und veganes Zwiebelschmalz
- Brotaufstrichpulver (Greenforce) und Süßes wie Bionella & Wonig
- Linsensuppe/ Chili sin Carne in Dosen
- Asia Nudelgerichte
- rote Linsen, eine Zwiebel und Currypaste, optional kleine Tomaten (einfaches Linsen Daal)
- Reis und eine Currysauce
- Äpfel, Gurke, Paprika, Möhren
- Knabberkram, Kekse, Gummitiere
Wenn du etwas Umfüllen musst, was dann eigentlich kühlpflichtig wäre (Pesto, Currysauce..) solltest du es möglichst bald aufbrauchen/verarbeiten.
Regionalität
Bei den meisten Festivals, die ich bisher besucht habe, werden sowohl regionale Speisen als auch Getränke angeboten. Meist gibt es Bier aus einer Brauerei aus der Nähe und auch die Softdrinks stammen öfter von einem lokalen Hersteller. Auf dem österreichischen Nova Rock Festival gab es Weinschorle (Spritzer) von Weinbauern aus der Nähe sowie Speisen von Restaurants und Bistros aus Wien. Oft hat das wahrscheinlich eher einen praktischen Hintergrund und es geht nicht um Nachhaltigkeit auf Festivals, aber ich finds natürlich trotzdem klasse!
Camping
Hier hab ich je nach Festival schon schlimmes gesehen. Besucher*innen benehmen sich manchmal echt furchtbar. Viele lassen ihrem Müll fallen, wo sie stehen, kaufen billige Zelte und nehmen diese nicht wieder mit oder lassen sogar Sperrmüll vor Ort zurück. Einweggeschirr wird auch gern benutzt, ist aber absolut unnötig, da es Waschbecken zum Spülen von Geschirr gibt. Viele Festivals bieten mittlerweile verschiedene Campingflächen an, z.B. „Green Camp“ oder „Silent & Clean“. Hier gibt es dann ein paar Spielregeln zum Thema Müll, Generatoren sind verboten und Toiletten werden ordentlich hinterlassen.
Meiner Meinung nach sind hier sowohl große Verbesserungen auf Seiten der Besucher*innen als auch vom Veranstalter möglich. Der Müllpfand ist hier schon ein ganz guter Anfang. Meist werden 10€ des Ticketpreises einbehalten und man kann sie zurückbekommen, wenn man einen vollen Müllsack an einer Sammelstation abgibt. Wer „nicht genug Müll“ für einen ganzen Sack produziert, muss den Müll anderer sammeln. Irgendwo ist das gut, aber eigentlich auch eine Bestrafung für die, die sich eh schon Mühe geben. Um mehr Nachhaltigkeit auf Festivals zu bringen, muss es definitiv mehr Anreize geben Müll zu vermeiden und auch die Möglichkeit bestehen, diesen richtig zu trennen.
Wenn du noch Tipps zu nachhaltigem Campingequipment brauchst, schau doch mal bei diesem Artikel vorbei: Nachhaltige Campingausrüstung
Toiletten
Je nach Veranstaltungsort werden Dixis/ Toi Tois und manchmal auch Toilettencontainer mit Wasserspülung eingesetzt. „Chemietoiletten“ sind aber nicht unbedingt weniger nachhaltig. Laut den Herstellern halten die Kabinen 20 Jahre lang, neu hergestellte bestehen zu bis zu 35% aus recyceltem Plastik und die eingesetzten Chemikalien brauchen nur etwa 7 Tage, um sich vollständig abzubauen. Diese Toiletten sparen sehr viel Trinkwasser ein, da du keine Spülung benötigst. Toiletten mit Wasserspülung sind meist angenehmer und riechen im Idealfall auch besser, brauchen aber deutlich mehr Wasser und Platz. Die Container sind größer und schwerer, verursachen also vermutlich mehr CO2 im Transport als eine vergleichbare Menge Dixis oder Toi Tois.
Eine weitere etwas neuere Alternative sind Kompost oder Trockentrenntoiletten wie z.B. von „Goldeimer“. Diese werden in kleinerer Stückzahl schon auf einigen Festivals angeboten. Es werden weder Wasser noch Chemikalien benötigt und die Fäkalien werden dann zu Humus verarbeitet. Es wäre ziemlich cool, wenn sich dieses System weiter verbreiten und mehr Unternehmen diese Toiletten anbieten würden.
Fazit
Festivals könnten deutlich ökologischer sein und dadurch noch mehr Spaß machen. Für mehr Nachhaltigkeit auf Festivals ist aber definitiv das Engagement aller nötig.